Region. Es ist ein sich wiederholendes Diskussionsthema, wenn über den Wald berichtet wird. Egal ob Spaziergänger, Radfahrer oder Mountainbiker – schnell heißt es: alles nicht so schlimm, denn im Vergleich richteten die Waldarbeiter mit ihren Maschinen viel größere Schäden an. Con-nect.de hat sich daher mit den Landesforsten im Deister getroffen, um einen Blick auf die Arbeitsweise der Forstwirtschaft zu werfen.
„Alle wollen Holz“, erklärt Alexander Eichenlaub, Regionaler Pressesprecher Mitte der Niedersächsischen Landesforsten. „Für Häuser, Möbel, Baustellen, Papier usw. Wollen wir das nicht aus der Ferne importieren, müssen wir auch unseren heimischen Wald bewirtschaften.“ Das Anliegen der Forstwirte und Forstbesitzer sei dabei nicht, dem Wald langfristig zu schaden. Dennoch: Die Forstmaschinen sind schwere, laute und einschüchternde Gefährte.
Für einige Waldbesucher scheinen diese Fahrzeuge schlimmer, als es Spaziergänger oder Radfahrer und Mountainbike-Fahrer sein könnten, da die schweren Maschinen mit ihren Reifen viel größere Schäden am Waldboden anrichten könnten.
Förster ist ein Studienberuf – kein Wunder bei den vielen Gesetzen zum Verhalten im Wald
„Es gibt so viele Gesetze, an die wir uns bei der Arbeit im Wald halten müssen. Wir haben bei der Holzernte auch immer einen Prüfer dabei, der kontrolliert, ob die Gesetze eingehalten werden und der darauf achtet, dass der Waldboden nicht beschädigt wird“, so Eichenlaub weiter. Das niedersächsische Regierungsprogramm zur „Langfristigen ökologischen Wald-Entwicklung“ (LÖWE) von 1991 bilde den Rahmen für die Bewirtschaftung des Waldes. „Vorrangig ist die Erhaltung bzw. die Wiederherstellung der vollen natürlichen Leistungskraft der Waldböden.“ Mindestens acht rechtliche Regelungen verpflichten zum Bodenschutz.
Rückegassen werden nur ein paar Mal pro Jahrzehnt befahren
Die Förster übernehmen die Planung der sogenannten Rückegassen, die für die Holzernte angelegt werden, schon bei der Neupflanzung von Bäumen. Die Rückegassen gehen in Abständen von 20 bis 40 Metern gerade in den Wald hinein und sind etwa vier Meter breit. Die bekannteste Forstmaschine, der Harvester, kann mit seinem Arm zehn Meter in den Wald greifen, um gefällte Bäume auf die Rückegasse zu ziehen. Bei breiten Rückegassen braucht es Muskelkraft, um die Baumstämme in die Reichweite des Harvesters zu bringen. Die Forstmaschinen haben mehrere sehr dicke Reifen mit wenig Reifendruck. „Dadurch sinken die Maschinen kaum in den Waldboden ein“, erklärt Eichenlaub die Maschinen und zeigt den Waldboden. „Außerdem wird die Gasse vor der Befahrung mit kleineren Ästen und Laub abgedeckt, was den Boden zusätzlich schützt. Wir befahren den Waldboden auch nur bei trockenem Wetter oder wenn der Boden gefroren ist.“ Haupterntezeit sei daher ab November bis zur Brut- und Setzzeit.
Laut Eichenlaub werden die Rückegassen auch nur vier bis fünf Mal im Jahrzehnt befahren. „Der Wald ist ja keine Harvester-Autobahn. In den langen Ruhezeiten kann sich in den Rückegassen alles regenerieren.“ Eichenlaub weiß aber um den martialischen Eindruck der Forstmaschinen auf die Waldbesucher. „Die Ein- und Ausfahrten der Rückegassen sehen, wenn Lenkbewegungen dazu kommen und Erde aus dem Profil fällt, auch entsprechend aus. Jedoch beseitigen wir dies nach der Ernte alles, um die Wege auch entsprechend zu hinterlassen.“ So wie es in den Ein- und Ausfahrten der Gassen aussehe, sehe es auf den Rückegassen nicht aus.
Viele Regeln für die Forstarbeit – Manche Waldbesucher halten sich an keine Regeln
Regeln gibt es auch für Spaziergänger und Radfahrer. Leider würden sich nicht alle an diese halten und die Wege verlassen. „Es entstehen viele Schäden an neu gepflanzten Setzlingen und das Wild wird verschreckt, wenn Waldbesucher die vorgegebenen Wege verlassen.“ Besonders ärgerlich seien illegale Mountainbike-Trails, weil dort der Waldboden schwer beschädigt werde, offen liege und daher erheblichen Schäden ausgesetzt sei.
Neben den Forstmaschinen am Boden gibt es auch Lösungen per Seilbahn, um Baumstämme aus dem Wald zu holen. „Gewisse Höhenunterschiede haben wir hier im Deister auch. An steilen Hängen würden Maschinen den Boden zu stark belasten, weshalb die Seilbahn-Lösung eine gute Alternative ist. Einen Hubschrauber, wie die Kollegen in Süddeutschland, haben wir im Deister allerdings noch nicht im Einsatz“, so Alexander Eichenlaub abschließend.

