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Spundwände auf der Baustelle zum neuen Wasserwerk werden eingebracht – Altes Wasserwerk erhält Filteranlagen gegen PFAS

Eckerde. Wurde es auf der Baustelle des neuen Wasserwerks in Eckerde zuletzt etwas ruhiger, ist nun lautes Dröhnen und Schlagen zu hören. Aktuell wird eine große Anzahl an Spundbohlen eingebracht, um das ungewöhnlich hoch stehende Grundwasser in den Griff zu bekommen und die Verzögerungen im Bau aufzuholen. Mehrkosten aufgrund der Verzögerungen und der zusätzlichen Arbeiten bleiben jedoch nicht aus. Die problematischen PFAS-Werte scheinen hingegen im Griff zu sein.

Große Filteranlagen gegen PFAS im Trinkwasser

Bei einem Besuch in Eckerde zeigt sich: Es tut sich wieder einiges auf der Baustelle des neuen Wasserwerks. Veränderungen gab es aber auch auf dem Gelände des alten Wasserwerks.

„Wir haben im Juni vier große Aktivkohlefilter aufgestellt, um die erhöhten PFAS-Werte zu senken“, erklärt Shteryo Shterev, Geschäftsführer der Stadtwerke Barsinghausen. „Derzeit ist die Nachfrage nach solchen Filtern sehr hoch, da viele andere Stadtwerke ebenfalls vor ähnlichen Problemen stehen.“ Für die Aufklärung der Ursache der PFAS-Werte ist die Region Hannover zuständig. Das Gesundheitsamt hat bereits Proben genommen. Die Stadtwerke zeigen sich jedoch zuversichtlich, dass die neuen Filter wirken. Erhöht seien die Werte eher bei Trockenheit, wenn weniger Wasser aus dem Deister zum Vermischen nach Eckerde fließt. Zuletzt wurden die Werte gesenkt, indem das Wasser aus verschiedenen Quellen vermischt wurde.

Die erhöhten Werte, die Anfang des Jahres festgestellt wurden, lagen über den Richtwerten, die ab 2026 gelten sollen, aber schon jetzt kontrolliert werden. PFAS (Per- und Polyfluoralkylsubstanzen) sind eine Gruppe von synthetischen Chemikalien, die aufgrund ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften in zahlreichen Industrie- und Konsumgütern eingesetzt werden.

Dutzende Spundwände werden aktuell einvibriert

Für die Bauverzögerungen sorgten unter anderem die erhöhten PFAS-Werte, weshalb aus Eckerde weniger Wasser abgepumpt und es mit anderem Wasser vermischt werden musste. Zusätzlich stieg das Grundwasser im Winter und der ersten Jahreshälfte aufgrund vermehrter Niederschläge weiter an und die Baugrube lief voll mit Wasser.

„Die Datenlage aus den vorherigen Jahren ging von einer eher anhaltenden Trockenlage aus und einem Grundwasserspiegel in 6 bis 8 Metern Tiefe“, erklärt André Bahlcke von Holinger Ingenieure. „Doch es kam anders – das Wasser ließ sich nicht beherrschen und kam von allen Seiten in die vier Meter tiefe Baugrube.“

Die großen Wassermengen konnten nicht einfach in die Südaue abgepumpt werden. Die untere Naturschutzbehörde gab vor, dass das eisenhaltige Grubenwasser erst gefiltert werden musste. Die Fachleute entschieden sich daher dazu, die Spundwände einzubringen und die Grube vom Grundwasser abzuschotten.

„Wir nutzen 24 Meter lange, gut 1,4 Meter breite Spundbohlen“, erklärt Jan Terbeek, der die Wände mit seinem Team einbringt. Eine Spundbohle wiegt fast 6 Tonnen und nur vier können gleichzeitig per Schwerlasttransport angeliefert werden. Rund 85 Spundbohlen werden insgesamt benötigt.

„Die Bohlen müssen 18 Meter tief in die Erde“, so Bahlcke. „Durch Vibrationen werden sie in die Tiefe getrieben – das dauert pro Bohle bis zu 70 Minuten. Sechs Spundbohlen schaffen wir am Tag.“ Mit einer 22 Meter langen Bauschnecke wird die Erde bis in die Tiefe aufgelockert. „Wir durchdringen mehrere Erdschichten, bis die Bohlen die Tonschicht erreichen – dann geht es nicht weiter.“

Zusätzlich werden 192 Bohrplätze in der Grube eingerichtet, um weiteres Wasser abzuleiten, erklärt Daniel Schreiber von Lühn Bau.

Monate der Verzögerung sollen aufgeholt werden

Der Bau hat sich mittlerweile um ca. 10 bis 12 Monate verzögert, heißt es von den Fachleuten – eine Fertigstellung im Jahr 2027 sei nicht mehr möglich. „Doch wir haben begonnen, parallel Arbeiten aufzunehmen, und mit dem Bau von Nebengebäuden begonnen“, so Bahlcke weiter. „Auch der Ankauf von Material für andere Gewerke hat bereits begonnen, um Preise möglichst halten zu können.“

Dennoch rechne man mit einer Kostensteigerung von 20 Prozent, was maximal 6 Millionen Euro entspreche. Geplant wurde das Wasserwerk mit Kosten von 24 Millionen Euro. Die Fertigstellung ist nun für Herbst 2028 vorgesehen.

„Ein Wasserwerk sollte nicht sofort in die Vollauslastung gehen, weshalb ein Start zum Sommer nicht sinnvoll ist. Zum Herbst lässt der Wasserverbrauch deutlich nach – daher ist das Hochfahren des Werks dann ratsam“, so Bahlcke.

Das neue Wasserwerk soll bis zu 60 Jahre laufen

Bahlcke und Shterev betonen die gute Zusammenarbeit aller Akteure. Jede der großen Fachfirmen bringe ihr Wissen ein, um das Projekt zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.

„Das viele Wasser macht uns heute Probleme, doch in Zukunft werden die Stadtwerke und auch die Bürger dankbar sein, dass das Wasserwerk so gut mit Wasser versorgt wird“, fasst André Bahlcke zusammen.

Shteryo Shterev erinnerte auf der Baustelle noch einmal daran, dass die Stadtwerke derzeit rund 50 Millionen Euro in die Wasserversorgung in Barsinghausen investieren – denn neben dem Wasserwerk müssen auch diverse Rohrleitungen erneuert werden.