Hagen/Neustadt. Im Dorfgemeinschaftshaus in Hagen trafen sich am Montagabend rd. 30 Bürgerinnen und Bürger zum beliebten Format der Leader-Region Meer & Moor, dem „Dorfgespräch op de Deel“. Zu hören gab es drei Vorträge zum Thema „Wohnen für Jung und Alt auf dem Dorf“.
Dabei wurden unterschiedliche Projekte vorgestellt und von Erfahrungen, Stolpersteinen und Umsetzungserfolgen berichtet. Durch den Abend führten Maren Krämer und Elena Rautland vom Regionalmanagement der Leader-Region Meer & Moor. Gastgeber war die Dorfgemeinschaft Hagen im Mühlenfelder Land e.V., welche in der Region „Vorbildfunktion in Sachen Dorfentwicklung“ hat, wie einer der Teilnehmenden lobend bemerkte.
Frank Hahn, Vorsitzender des Dorfgemeinschaftsvereins in Hagen, eröffnete den Abend mit einem Rundgang durch die Dorfmitte und stellte das Seniorenwohnhaus „Wohnen im Alter“ vor. In Hagen habe sich in den letzten Jahren vor allem in der Ortsmitte einiges weiterentwickelt, indem historischer Gebäudebestand durch neue Nutzungen wieder aufgelebt wurde, erklärt Hahn. Mit Hilfe von Mitteln aus dem Dorferneuerungsprogramm entstanden in den letzten Jahren neben dem Dorfgemeinschaftshaus drei Kindertagestätten und das Seniorenwohnhaus. Die zwölf barrierefreien Senioren-Wohneinheiten variieren dabei in ihren Wohngrößen, sodass bedarfsgerecht vermietet werden kann. Der Dorfgemeinschaftsverein Hagen ist Projektträger, Eigentümer und Verwalter in einem. Aufgrund der unmittelbaren Nähe zur Kinderkrippe können Seniorinnen und Senioren aktiv am Dorfgemeinschaftsleben teilhaben, was für das ganze Dorf eine Bereicherung sei, so Hahn.
Als zweites Projekt des Abends stellte Miriam Bunke ihr Projekt „Mittenmang“ vor, eine Senioren Wohngemeinschaft in einem alten Fachwerkhaus in Eilte-Ahlden (Aller). Zusammen mit einer der drei WG-Bewohnenden berichtete Frau Bunke von dem aufwändigen Umbauprozess des im Jahr 1814 erbauten, denkmalgeschützten Gebäudes. Fördermittel, z.B. aus dem Leader -Programm, konnten dafür genutzt werden, das Familienerbstück so umzubauen, dass dort heute barrierefreier Wohnraum für 3-4 Personen zur Verfügung steht. Die Bewohnenden haben eigene Zimmer, Dusch- und WC Anlagen, einen gemeinschaftlichen Koch- und Wohnbereich sowie einen großen gemeinsamen Garten. „Die Suche nach geeigneten Bewohnenden war langwierig, aber letztlich erfolgreich“, erklärt Frau Bunke. Als Erfolgsfaktoren für ein harmonisches Miteinander nennt sie den professionellen Reinigungsdienst und insbesondere den sog. WG-Coach, eine Fachkraft mit Pflegehintergrund, welche der WG bei allen Fragen und Angelegenheiten zur Seite steht. „Es bedarf der aktiven Entscheidung für das selbstbestimmte Wohnen in einer Gemeinschaft, damit es funktioniert. Jeder bringt seine eigenen Talente und Interessen mit, wodurch man voneinander lernt, und das Zusammenleben bereichert wird“, betont die WG-Mitbewohnerin. Nach ersten skeptischen Reaktionen aus dem Dorf sei das Interesse an der Wohngemeinschaft von Seiten der Dorfgemeinschaft gewachsen, berichtet Frau Bunke. Die Öffnung zum Dorf sei entscheidend für den Erfolg solcher Wohnprojekte, erklärt sie.
Abschließend gaben Wiebke Messerschmidt und Nicole Kilian einen interessanten Einblick in das Projekt „MAJA – Mandelsloh für Jung und Alt“. In diesem von der Diakonischen Altenhilfe Leine-Weser und der Dorfgemeinschaft ins Leben gerufene Vorhaben liegt der Fokus auf generationsübergreifender Quartiersentwicklung und seniorengerechtem Wohnen. Projektleiterin Messerschmidt berichtet von enormen Schwierigkeiten in der anfänglichen Investorensuche und appelliert an zukünftige Projektleitende, viel Mut und Durchhaltevermögen mitzubringen. Nach Werbekampagnen auf regionalen und lokalen Veranstaltungen fanden sich erste Interessierte für die rollstuhlgerechten Seniorenwohnungen in Mandelsloh.
Die Versorgung älterer Menschen dürfe nicht ausschließlich auf seniorengerechte Wohnformen beschränkt sein, sondern beinhaltet die Förderung der Teilhabe dieser Menschen am Dorfgemeinschaftsleben. Das Konzept in Mandelsloh verbindet daher die Seniorenpflege mit Wohnen und begleiteten Freizeitaktivitäten. Frau Kilian organisiert als Quartierskoordinatoriin vielfältige Unternehmungen wie z.B. Sport, Ausflüge, Einkaufen oder Basteln mit Kindern aus dem Dorf. Die sichtlich positiven Auswirkungen und Entwicklungen in Mandelsloh zeigen, dass solche Wohnprojekte die Gesundheit der älteren Menschen aktiv fördert, betonen die beiden Referentinnen.
Zwischen und nach den Vorträgen gab es, wie üblich beim Dorfgespräch, die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen, von eigenen Erfahrungen zu berichten und Nachfragen zu stellen. So berichteten Teilnehmende von ihren Ideen zur Umsetzung von Wohnprojekten und den bürokratischen Hürden, welche dabei zu nehmen sind. Die Anwesenden sind sich einig, dass es ein großes Durchhaltevermögen braucht, gute Ideen umzusetzen, aber ein großer Mehrwert sowohl für die alten Menschen als auch für die Dorfgemeinschaft entsteht.
Elena Rauland und Maren Krämer bedankten sich herzlich bei den Teilnehmenden und dem gastgebenden Dorfgemeinschaftsverein. Bei Interesse an der Leader-Förderung steht das Team des Leader -Regionalmanagements gerne als Ansprechpartner zur Verfügung. Kontakt: Maren Krämer (0511-3407-262, maren-kraemer@sweco-gmbh.de).
Die Vorträge sowie weitere Informationen zur Leader -Region Meer & Moor sind unter www.neustadt-a-rbge.de Stichwort Leader zu finden.