Hannover. Die Drogeriekette dm bietet in einigen ausgewählten Filialen seit einigen Wochen Gesundheits-Selbsttests an. Unter anderem werden dort Augen-, Haut- und Blutchecks in Kooperation mit Laboren, Telemedizin-Anbietern und Healthtech-Unternehmen durchgeführt sowie Eigenmarken-Selbsttests auf Lebensmittelreaktionen angeboten. Die Dienstleistungsangebote werden von Medizinern und verschiedenen Fachgesellschaften skeptisch gesehen, teilt das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung mit.
Auch der Niedersächsische Gesundheitsminister Andreas Philippi übt scharfe Kritik an den Angeboten der Drogeriemärkte: „Die Gesundheitschecks dienen weniger der Gesundheitsvorsorge als vielmehr Marketingzwecken – ohne echte Entlastung des Gesundheitssystems, aber mit möglichem Schaden für Patientinnen und Patienten.
In einer Drogerie ist die notwendige medizinische Fachkompetenz nicht gewährleistet. Das Personal wird zwar im Umgang mit den Messgeräten geschult, jedoch können die Messergebnisse nicht fachlich eingeordnet werden. Fehlt diese Einordnung, kann es zu Fehlinterpretationen der Ergebnisse kommen und so Gefahren für die Patientinnen und Patienten aufgrund von falscher Sicherheit oder unnötiger Beunruhigung entstehen. Nach Einschätzung von Ärzteverbänden führen die Untersuchungen in der Drogeriekette auch nicht zu einer Entlastung der ärztlichen Versorgung: Ohne ärztliche Anamnese und körperliche Untersuchung drohen Fehlinterpretationen und im Zweifel ein verspäteter Arztbesuch.
Es muss vielmehr das Ziel sein, eine wohnortnahe Gesundheitsversorgung durch die Apotheken zu stärken – insbesondere in ländlichen Regionen. In Apotheken wird qualifiziertes Fachpersonal eingesetzt, das einfache Gesundheitstests durchführt. Dadurch kann den Menschen vor Ort ein niedrigschwelliges Testangebot ermöglicht werden, ohne jedoch die Patientensicherheit zu gefährden. Klar muss jedoch auch jeder und jedem sein: Bei umfassenderen Gesundheitsberatungen und Untersuchungen ist ein Besuch bei einem Arzt unerlässlich. Wir brauchen deswegen eine eindeutige gesetzliche Regelung: Der Bund muss handeln! Medizinische Diagnostik und Vorsorgeuntersuchungen müssen in ärztlicher Verantwortung bleiben.“

